Es beginnt ganz langsam

Ich sitze spät abends noch am Computer und überlege mir, wie ich meine über den Tag aufgestaute Aggression ausleben könnte. Phantasiegebilde, grausam, blutig, gehässig, fies. Ideen inspiriert aus der Zeit der Inquisation angewand auf Arbeitskollegen helfen den Frust zu bewältigen. Sind die Typen alle zu unfähig oder sind einfach meine Erwartungen zu hoch? Vermutlich letzteres, nicht jeder ist so ein Freak der sich in seiner Arbeit verwirklicht. Nach ca. 30 oder 45 Minuten gedanklichen Amocklauf und etlichen Whisky zuviel geht es ins Bett. Schließlich muss ich diese Nullnummern morgen wieder ertragen.

Wie immer

Aufstehen, Whisky bedingten Kopfschmerz verdrängen, fertigmachen für die Arbeit. Die Luschen warten schon. Kaum bin ich in meinem Büro angekommen, bringt mir Sabiene schon meinen Kaffee. Er schmeckt scheiße, einfach nicht frisch. Ich bin immer pünktlich zur gleichen Zeit an meinem Schreibtisch und die Frau bekommt es nicht hin den Kaffee frisch zu servieren. Sie ist zwar meine Sekretärin, keine Ahnung ob Kafee kochen da Teil der Bewerbung war, aber darf man das heutzutage nicht mehr erwarten. Eigentlich macht sie einen guten Job aber trotzdem wünsche ich ihr ein böses Ende für diesen Kaffee. Details, einfach nur diese Details die mir auf den Sack gehen. Ist es so schwer einen frischen Kaffee jeden Tag zu einer bestimmten Zeit zu zubereiten? Jeder Hahn kann morgens zur gleichen Zeit krähen, leider nur kein Kaffee kochen. Warum regt mich der scheiß Kaffee nur so auf.

Meine Reportings bereite ich Stück für Stück vor. Kann man aus Büroklammern Voodupuppen bauen? Ich versuche es und lasse ``Sabiene'' unter der Kaffeetasse zerdrückt sterben. Nutzt zwar nichts, aber hilft beim runterkommen.

Gleich das Meeting mit den Geschäftsleitung und die Reports vorstellen. Vorher noch Sabiene eintrichtern das sie mir für danach gefälligst einen ordentlichen Kaffee bereitstellen soll. Diese Sesselpuper, kapieren die den was ich sage oder brauche ich mehr Bilder um die passende Kindergarten Flughöhe der Art der Präsentation zu erzielen, auf der die noch in der Lage sind, die Zahlen zu begreifen. Nur nicht in Details gehen und jemanden überfordern. Ich präsentieren die Zahlen und bemerke wie mich auf einmal ein wohliges Gefühl durchläuft. War das Freude oder nur das Selbstbewustsein es den Sesselpupern mal wieder gezeigt zuhaben. Egal, es tat gut.

Alles gut, Meeting überstanden.

Wo ist Sabiene? Mir ist nach einem guten Kaffee, etweder sie hat es diesmal geschafft, oder ich muss mir Gedanken machen, wie ich sie ersetze. Hm, das war jetzt nicht gerade professionell.

Dumm gelaufen

Der Platz meiner Sekretärin ist leer. Na super, entweder habe ich Glück und sie ist in Sachen Arbeit unterwegs, oder sie labert mit jemanden andres die Zeit tot. Jendefalls ist sie nicht da. Meinetwegen braucht sie nie wieder da sein. Man habe ich eine schlechte Laune, ich sollte mich zurück halten und nicht jedem gleich sagen, für wie doof ich ihn halte. Das leben ist schon scheiße genug.

Plötlich Aufregung im Flur, viele Leute sind unterwegs, es wird getratscht, das she ich doch. Ich bin zwar scheiße drauf, aber habe mich doch zurück gehalten. Mal schauen was los ist.

``Sabiene ist tot.'' erzählt die Sekretärin von Paul ganz aufgeregt. ``Sie wollte auf der Strasse gegenüber in einem dieser modernen Kaffee Läden ihrem Chef einen Kaffee holen als plötzlich die übergroße Kafeetassse, die als Werbung über dem Laden agebracht war, plötzlich aus der Verankerung brach und Sabiene unter sich vergrub. Arme Sabiene, sie war sofort tot.''

Tja, mal verliert man, mal gewinnen die anderen. In dem Fall ich, zumindest wenn die Nachfolgerin von Sabiene nicht wieder so eine Lusche ist. Hm, ich war zwar unzufrieden mit Sabienes Arbeit, aber hatte ich ihr den Tot gewünscht? Vielleicht, aber in echt oder nur im Stress? Keine Ahnung. Ich denke kurz an die Büroklammern unter der Kaffeetasse auf meinem Schreibtisch. Aber das hat nichts zu bedeuten, oder? Ach quatsch, damit habe ich nix zu tun. Es ist nur die Chance auf besseren Kaffee.